Ubuntu 22.10 bringt frisches Gnome und das Comeback des Unity-Desktops
Das pünktlich am 20. Oktober 2022 erschienene Ubuntu 22.10, Spitzname „Kinetic Kudo“, wirkt im Vergleich zur vor sechs Monaten erschienenen Langzeit- (LTS-) Version 22.04 wie die reinste Verjüngungskur. So ist erstmals bei Ubuntu die neue Audio-Plattform Pipewire an Bord, und der Gnome-Desktop ist endlich mal wieder aktuell: Gnome 43 bringt frische Apps mit, die GTK4, die neueste Version des Grafik-Toolkits, nutzen, und verwendet zur Gestaltung die Bibliothek libadwaita, die beim letzten Mal noch der Showstopper war. Als Resultat wirkt die Gnome Shell noch ein wenig leichter, runder und luftiger.
Gut für Videokonferenzen und zum Musikhören: Dank Pipewire werden Bluetooth-Kopfhörer und -Headsets unter Linux endlich besser unterstützt. In der sowohl optisch als auch inhaltlich verbesserten Gnome-Einstellungs-App kann man nun unter „Bluetooth“ und „Klangeinstellungen“ detailliert Übertragungsprofil und Codec wählen – statt des Standard-Codecs SBC zum Beispiel AptX, sofern dieser vom verbundenen Kopfhörer unterstützt wird. Das funktioniert noch nicht über die neuen Gnome-Schnelleinstellungen, die sich per Klick auf die Statusleiste öffnen und unter anderem das schnelle Umschalten zwischen hellem und dunklem Design erlauben. Dort gibt es zwar auch eine Bluetooth-Schaltfläche, aber sie führt nicht zu weiteren Einstellungen, sondern dient nur zum Ein- und Ausschalten. Übrigens brachte eine testweises Deaktivierung von Bluetooth auf meinem Rechner den gesamten Gnome-Desktop zum Einfrieren. Nicht schön.
Wer Gnome nicht mag, bekommt wie immer dank Kubuntu, Xubuntu und Co. eine Reihe von alternativen Desktops („Flavours“) geboten. Neu ist allerdings, dass auch der einstige Standard-Desktop Unity als offizieller Ubuntu-Flavour Wiederauferstehung feiert. Ubuntu war zwar damals für seinen Alleingang mit Unity zunächst gescholten worden und kassierte nach dessen Einstellung viel Häme – aber offenbar gab es doch so viele Unity-Fans, dass der Desktop dank der Community weiterlebte.
Vergleichsweise frisch für Ubuntu-Verhältnisse ist auch der Linux-Kernel 5.19, der Anfang August 2022 erschienen ist. Anfang Oktober erschien zwar schon Linux 6.0, aber zu spät für die Aufnahme in diese Ubuntu-Version. Trotzdem: Es gibt gute Gründe zum Upgrade auf Ubuntu 22.10, und wie immer in solchen Fällen gilt: erst das Voll-Backup, dann sudo do-release-upgrade
. Wer das Upgrade scheut, hat ebenso gute Gründe, bei Ubuntu 22.04 zu bleiben, weil es fünf Jahre lang unterstützt wird. Ubuntu 22.10 wird dagegen nur neun Monate halten..