Neue Oberfläche mit drei Spalten in Thunderbird 115 (Screenshot vom Thunderbird-Blog)

Der 2019 gestartete Neubeginn des vom Firefox-Browser entbündelten E-Mail-Programmes Thunderbird hat seinen vorläufigen Höhepunkt ereicht. Die am 11. Juli 2023 veröffentlichte Version 115 des „Donnervogels“ setzt nicht nur auf eine erneuerte Codebasis auf, die in Zukunft eine schnellere Weiterentwicklung ermöglichen soll, sondern zeigt auch eine neue Benutzeroberfläche namens „Supernova“, der die Entwickler ein modernisiertes „Card“-Layout spendiert haben. Dabei handelt es sich um eine dreispaltige Ansicht, die man auch von Webmailern kennt.

Das ist gut gemeint, doch ob Thunderbird damit tatsächlich zum neuen Stern am E-Mail-Himmel wird, das steht noch in selbigen sprichwörtlichen Sternen. Zumindest beklagen sich im Netz einige Anwender über den neuen Look, was nicht ganz verwunderlich ist, denn Desktop-E-Mail-Clients sind im Zeitalter von Smartphones und sozialen Medien zunehmend eine Angelegenheit für Traditionalisten – und die mögen es eben eher traditionell. Glücklicherweise ist das Thunderbird-Layout jedoch anpassbar, so dass man im Menü über Ansicht > Layout auch die klassische Oberfläche – links die Ordnerstrktur, in der Hauptspalte oben die Liste und unten die geöffnete Mail – wieder einrichten kann.

Das klassische Programm-Menüs löst am oberen Bildschirmrand eine dynamische Leiste („Dynamic Unified Toolbar“) ab, der je nach Kontext passende Optionen und/oder ein Suchformular anzeigen kann. Was genau, das lässt sich per Rechtsklick auf die Leiste anpassen; auch das alte Programm-Menü darf auf diese Weise wieder eingeblendet werden. Ansonsten besitzt Thunderbird ein zeitgemäßes App-Menü, das sich über ein „Hamburger“-Icon aufklappen lässt. Unter den einzelnen Kontexten – Mail, Adressbuch, Kalender, Aufgaben und Chat – wählt man über ein neues vertikale Menü am linken Bildschirmrand.

Auf dem Standard-Gnome-Desktop von Ubuntu wirkt das neuen Layout alles andere als luftig, sondern unschön gequetscht. Diesem Eindruck lässt sich jedoch leicht abhelfen: Der Menüpunkt „Dichte“ erlaubt in drei Schritten eine Anpassung des Weißraums; außerdem lässt sich die Standardschriftgröße konfigurieren.

Das Thunderbird-Projekt liefert die neue Version ausdrücklich nicht als Update aus. Man sollte also vor der Installation tunlichst ein Backup seines Profilordners (normalerweise zu finden unter ~/.thunderbird) anfertigen. Anders als vor Jahren beim Upgrade auf Thunderbird 60 sind diesmal keine durch veraltete Erweiterungen verursachte Flächenbrände zu befürchten. Dennoch wird Ubuntu voraussichtlich erst im Oktober 2023, wenn auch ein neue Ubuntu-Veröffentlichung ansteht, die neue Thunderbird-Version in seinen offziellen Paketquellen ausliefern und bis dahin bei Thunderbird 102 bleiben. Wer nicht so lange warten möchte, lädt sich am besten den offiziellen Thunderbird-Flatpak herunter.