LibreOffice

Logo für Libreoffice von Christoph Noack, CC BY-SA 3.0

Am Anfang stand ein Fork: Nach der Übernahme von Sun durch Oracle stand die Zukunft der freien Office-Suite Open Office, die aus dem proprietären StarOffice hervorgegangen war, in den Sternen. Kein Wunder, dass die Abspaltung LibreOffice schnell Standard bei Ubuntu (und anderen Linux-Distributionen) wurde. Das hat sich nicht geändert, obwohl OpenOffice von Oracle an die Apache Foundation übergeben wurde und dort als separates Produkt weiter entwickelt wird. Diese Vielfalt ist typisch für die Open-Source-Szene. Wie immer in solchen Fällen muss allerdings die Frage erlaubt sein, warum das Rad doppelt erfunden werden muss, anstatt gemeinsam an einer schlagkräftigen Alternative zu Microsoft Office zu arbeiten.

Seit der am 31. Januar 2018 erschienenen Version 6 wurden die bei Microsoft Office abgeschauten Ribbons, die hier Symbolband („Notebookbar“) heißen, auch in den Programmteilen von LibreOffice sukzessive implementiert. Seit Version 7.1 gibt es dafür bei der Erstinstallation einen Konfigurationsdialog. Bei älteren Programmversionen muss man die Symbolbänder manuell aktivieren. Zunächst gilt es, über Extras > Optionen > Erweitert die experimentellen Funktionen freizuschalten, was einen Neustart von LibreOffice erfordert. Dann ist unter Ansicht > Registerleisten Ansichten die neue Option Symbolband auswählbar. Das klassische Menü lässt sich zusätzlich durch Auswählen der Option Menüleiste im Hamburger-Menü oben rechts einblenden.

Mit der am 3. Februar erschienenen Version 7.1 startete die hinter LibreOffice stehende Document Foundation eine neue Veröffentlichungspolitik. Seitdem gibt es eine Community und eine Enterprise Edition – die eine für den persönlichen Gebrauch, die andere für Firmenkunden einschließlich Support. Der Funktionalität der Office Suite soll aber immer gleich bleiben – egal ob für Privatanwender oder zahlende Kunden.

Eine weiterere Umstellung folgte 2024, und zwar auf auf Kalender-basierte Versionsnummern. Somit folgte auf Version 7.6, die im Sommer 2023 herauskam, Version 24.2, die – wie unschwer zu erraten ist – im Februar 2024 erschien.

LibreOffice wird unter dem Dach von The Document Foundation, einer Stiftung mit Sitz in Berlin.

Sechs Programme in einem

LibreOffice besteht aus sechs Anwendungen:

  1. Writer: Eine Textverarbeitungsanwendung zum Erstellen und Bearbeiten von Textdokumenten, ähnlich wie Microsoft Word.
  2. Calc: Eine Tabellenkalkulationsanwendung zur Datenanalyse und -visualisierung, ähnlich wie Microsoft Excel. Sie unterstützt verschiedene Funktionen, Formeln und Diagramme.
  3. Impress: Ein Präsentationsprogramm zum Erstellen von Diashows und visuellen Präsentationen, ähnlich wie Microsoft PowerPoint.
  4. Draw: Ein Vektorgrafik-Editor, der zum Erstellen von Diagrammen, Illustrationen und Flussdiagrammen verwendet wird. Er kann auch einfache Zeichnungen und Layouts bearbeiten.
  5. Base: Ein Datenbankmanagement-Tool zum Erstellen und Verwalten von Datenbanken, ähnlich wie Microsoft Access. Es ermöglicht Benutzern, Formulare, Abfragen und Berichte zu erstellen.
  6. Math: Ein Formel-Editor zum Erstellen und Bearbeiten von mathematischen Gleichungen und Formeln, die in andere LibreOffice-Dokumente eingebettet werden können.

Die Kompatibilität zu Microsoft Office ist gut und wird ständig von den LibreOffice-Entwicklern verbessert, perfekt ist sie jedoch nicht.

Während LibreOffice alle Microsoft-Dateitypen wie xls(x) für Excel-Tabellen oder doc(x) für Word-Dokumente öffnen und schreiben kann, nutzt es von Haus aus Dateitypen wie .odt für Textdateien oder .ods für Tabellenkalkulationen, die als Teil des OpenDocument-Standards (ISO/IEC 26300) definiert sind. Dieser noch aus Zeiten von StarOffice stammende Standard ist politisch wichtig, garantiert er doch freie Nutzbarkeit und Quelloffenheit, so dass kein Konzern den Zugriff auf damit erstellte Dokumente begrenzen oder bepreisen kann.

Seit 2007 unterstützt Microsoft Office ebenfalls diesen Standard, obwohl Drittanbieter-Plugins zunächst besser für die Verwendung von od*-Dateien in Office geeignet waren.

Installation

LibreOffice lässt sich direkt aus den Paketquellen installieren, liegt aber nur im Community-Bereich Universe, gehört also nicht zu den von Canonical offiziell gepflegten Programmen.

Um ein deutschsprachiges Libreoffice zu erhalten, muss man zusätzlich auch Pakete für Wörterbuch, Thesaurus, Silbentrennung installieren:

sudo apt install libreoffice-l10n-de libreoffice-help-de hunspell-de-de-frami hyphen-de mythes-de

Das Paket libreoffice-gtk3 (oder Vorgänger libreoffice-gtk2) sorgt für eine Integration in Desktops mit dem GTK-Toolkit, also etwa Xfce/Xubuntu. Für Gnome installiert man entsprechend libreoffice-gnome. Für KDE existieren je nach Desktop-Version libreoffice-kde5 oder libreoffice-kde4.

Die Version 7 von LibreOffice hat es noch nicht in Ubuntu 20.04 geschafft, und auch sonst kann die von Ubuntu verteilte Version leicht veralten, weil LibreOffice stets weiterentwickelt wird. In solchen Fällen kann es sich lohnen, die neueste Version über LibreOffice Fresh PPA, das zuerst wie folgt eingebunden wird:

sudo add-apt-repository ppa:libreoffice/ppa
sudo apt update

Neue LibreOffice-Versionen sind darüber hinaus auch offiziell als Snap oder Flatpak erhältlich.

Hilfe und Dokumentation

LibreOffice verfügt über eine eingebaute Hilfe-Funktion, die mit der Taste F1 aufgerufen oder – in Programm-Dialogen – per Hilfe-Button werden kann. Die Hilfedateien kann man entweder als Paket lokal installieren oder online darauf zugreifen. Zudem stehen für jede Programmversion eine Reihe von Anwendungs-Handbüchern zum Download bereit, namentlich der Getting Started Guide sowie Bücher für die einzelnen Programm-Module. Diese liegen allerdings nicht (oder nur teilweise oder nur für ältere Programmversionen) auf Deutsch vor. Auf der deutschen Dokumentations-Seite kann man sich einen Überblick über den Stand der Übersetzungen machen und diese natürlich auch lesen.

Alternativen

Ebenso quelloffen ist Open Office – siehe oben. Eine kommerzielle, ständig weiterentwickelte Office-Suite für Windows, Mac und Linux (einschließlich .deb-Paketen) stellt Softmaker Office dar; die Professional-Version kommt mit Duden-Korrektor-Software. Es gibt auch eine abgespeckte kostenlose Variante names FreeOffice. OnlyOffice ist eine Cloud-Anwendung, deren quelloffene, kostenlose Community-Edition auf einem eigenen Server installiert werden kann. Das Office aus Lettland beherrscht zusätzlich Projekt-Management, Kunden-Beziehungen (CRM) und Zusammenarbeit im Team.