Thunderbird
Seit Erscheinen der ersten offiziellen Version im Jahr 2004 hat sich Thunderbird als führendes E-Mail-Programm im Open-Source-Lager behauptet – trotz einer wechselvollen Geschichte. Die Mozilla-Stiftung, die auch den Browser Firefox pflegt, stellte 2012 die Unterstützung für die Entwicklung des Donnervogels ein; dass das Programm nicht nur überlebte, sondern sogar einen Neuanfang schaffte, verdankte es vor allem seiner Community – nach eigenen Angaben 20 Millionen Nutzer – und deren Spenden.
2020 wurde für Thunderbird eine Tochterfirma namens MZLA Technologies Corporation gegründet. 2023 erschien mit Version 115 „Supernova“ eine Neufassung, die eine Modernisierung der Benutzer-Oberfläche mit sich brachte. 2024 folgte dann mit Version 128 „Nebula“ eine Überholung der Code-Basis basierend auf der Programmiersprache Rust.
Thunderbird ist nicht nur für Linux, sondern auch für Windows und OS-X erhältlich; Profile lassen sich Plattform-übergreifend kopieren und nutzen. Seit 2024 erscheint zudem die Android-App K-Mail unter dem Label Thunderbird und wird Schritt für Schritt mit der Desktop-Version kompatibel gemacht.
Der weiterer Vorteil ist die Erweiterbarkeit der Funktionalität durch Add-ons, also Erweiterungen, wie man sie auch vom Firefox-Browser kennt. Erweiterungen, mit denen sich Thunderbird zu einem Personal Information Manager (PIM) aufbohren lässt, sind inzwischen fest eingebaut, so dass Thunderbird sogar das Potential hat, Microsoft Outlook zu ersetzen.
Benutzer-Oberfläche und Funktionen
Das 2023 eingeführte „Card View“-Layout erinnert an Web-Anwendungen wie Google Mail und bietet eine dreispaltige Ansicht; Traditionalisten können aber mühelos zum alten Tabellen-Layout zurückschalten.
Über die Icons in der linken Randspalte wählt man den gewünschten Anwendungskontext, also E-Mail, Adressbuch, Kalender, Aufgaben oder Chat. Je nach Kontext zeigt Thunderbird dann ein passendes Menü zum Aufklappen.
Thunderbirds Kern-Komponente, der E-Mail-Client, erlaubt das Verwalten mehrerer Konten (POP, IMAP, SMTP) entweder getrennt oder in einer globalen Inbox. Zudem lassen sich mehrere Adressbücher führen, und das nicht nur lokal: Über das Adressbuch-Icon am linken Bildschirmrand lassen sich auch Kontakte aus dem Netz via LDAP oder CardDAV einbinden. Mail-Verschlüsselung, früher nur per Plugin (Enigmail) erhältlich, ist inzwischen fester Bestandteil von Thunderbird.
Auch die Kalender-Erweiterung Lightning ist seit Version 78 fest integriert. Das funktioniert mit lokalen Kalendern ebenso wie mit solchen im Netz (CalDav, ICal oder WCAP). Den Google Calendar Provider gibt’s als Erweiterung. An der Unterstützung für Microsofts Exchange-Protokoll arbeiten die Thunderbird-Entwickler noch, aber die Erweiterung Owl bekommt gute Bewertungen.
Speicherort und Backup
Alle Mails, Adressbücher und Konteneinstellungen sowie die meisten Plugins lassen sich bequem archivieren und auch auf einen anderen Rechner migrieren, indem man den Profilordner kopiert. Dieser trägt in der Regel einen Namen Ist Thunderbird als Snap installiert, findet man diesen Ordner unter ~/snap/thunderbird/common/
, ansonsten unter ~/.thunderbird
. Der Name des Profilordners besteht in der Regel aus einer zufälligen Buchstaben-/Zahlenfolge mit dem Suffix .default
. Sollten sich dort auch verwaiste Profile finden, so kann man anhand des Änderungsdatums herausfinden, welches zuletzt henutzt wurde.
Installation
Wie der Firefox-Browser wird Thunderbird in Ubuntu offiziell nur noch als Snap verteilt, selbst wenn man den klassischen apt-Befehl verwendet:
sudo apt install thunderbird
Alternativen
Geary ist ein schlanker E-Mail-Client für die Gnome Shell, der auch von Elementary OS unter dem Namen Pantheon Mail entwickelt wird. Gnome liefert mit Evolution eine Alternative zu Microsofts Outlook, die E-Mail, Kontakte, Kalender, Aufgaben und Notizen integriert. Das KDE-Pendant heißt Kontact und nutzt als E-Mail-Komponente Kmail.