Desktop der Live-CD von Ubuntu 23.04 (Canonical Ltd., GPLv3, via Wikimedia Commons)

Planmäßig am 22. April 2023 ist Ubuntu 23.04 mit dem Kosenamen „Lunar Lobster“ erschienen. Erstmals kommt auf dem Desktop ein neuer Installer zum Einsatz, der auf dem hauseigenen Subiquity-Framework aufsetzt, das in der Server-Variante von Ubuntu bereits seit Version 20.04 genutzt wird. Die grafische Oberfläche für den Desktop wurde in Flutter, einem von Google entwickelten und bei Canonical beliebten Bausatz für Benutzer-Oberflächen, umgesetzt.

Bedenkt man, dass Ubuntu vor vielen Jahren mit dem alten Ubiquity-Installer Maßstäbe in Sachen Benutzerfreundlichkeit setzte und mit der einfachen Installation Linux für ein größeres Publikum öffnete, dann ist der neue Installer im modernen Look tatsächlich eine große Sache. Leider beherrscht er wirklich nur eine ganz, ganz einfache Installation. ZFS als Root-Dateisystem ist gar nicht mehr vorgesehen – dabei hatte Canonical ZFS noch vor wenigen Jahren gepusht und sogar mit Zsys einen eigenen Verwaltungsdienst entwickelt, der inzwischen mehr oder weniger aufgegeben wurde.

Ubuntu 23.04 kommt mit dem aktuellen Gnome 44, das den Wechsel von GTK3 auf GTK4 komplett vollzogen hat. Die in der Vorversion eingebauten Schnelleinstellungen, die direkt aus der Statusleiste erreichbar sind, erlauben jetzt einen detaillierten Zugriff auf per Bluetooth verbundene Geräte. Auch die „richtige“ Systemeinstellungs-Anwendung wurde erweitert; das fällt in erster Linie auf der Konfigurations-Seite für „Maus und Tastfeld“ auf. Der Dateimanager Nautilus, der nur noch „Dateien“ heißt, liegt ebenfalls in einer neuen Version vor. Er beherrscht nun aufklappbare Ordner in der Listenansicht – allerdings nur, wenn man dieses Feature einschaltet.

Wer Gnome nicht mag, kann wie immer aus einer Vielzahl von Varianten – sogenannten „Flavours“ (wörtlich übersetzt: Geschmacksrichtungen) – mit KDE, Xfce, Mate, Budgie, LXQt, Unity und erstmals auch Cinnamon wählen. Mehr als ein Geschmäckle hat allerdings die Canonical-Order an alle „Flavours“, auf die Vorinstallation des Flatpack-Formats zu verzichten. Schließlich hat Canonical ja sein eigenes Container-Format: Snap. Und da die „Flavours“ nicht nur den Namen Ubuntu nutzen, sondern auch Canonicals Infrastruktur, haben sie wohl keine andere Wahl als zu gehorchen.

Wer Ubuntu 23.04 installiert oder dorthin upgradet, sollte wissen, dass er oder sie zwar ein recht aktuelles Linux mit dem Kernel 6.2 erhält, dass aber diese Version nur neun Monate lang unterstützt wird. Man kommt also nicht umhin, in sechs Monaten auf Ubuntu 23.10 und in einem Jahr auf 24.04 zu aktualisieren – letzterer Release ist dann wieder eine LTS-Version (LTS steht für long-term support, also Langzeitunterstützung).