Audacity

Logo für Audacity, GPL 2

Audacity, zu Deutsch Kühnheit, ist ein Open-Source-Klassiker für die Audio-Bearbeitung, die 1999 von Dominic Mazzoni gestartet wurde. Allerdings hat der Verkauf der Software an die Muse Group im Jahr 2021 für große Irritation unter den Nutzern gesorgt. Das Programm ist nicht nur für Linux, sondern auch für OS-X und Windows verfügbar. Es eignet sich ebenso für das Anfertigen von Rundfunk-Beiträgen wie für Podcasts. Aber auch Musikaufnahmen sind möglich, wobei Audacity nicht mit spezialisierter Musik-Software mithalten kann und will.

Editier-Vorgänge lassen sich unlimitiert rückgängig machen. Den Inhalt einer Spur zeigt Audacity entweder als Wellenform – wahlweise auf einer linearen oder einer Dezibel-Skala – oder als Spektrogramm. Die Zahl der Spuren, die Audacity aufnehmen kann, ist prinzipiell nur durch die Hardware limitiert. Die Ausgabe ist hingegen auf zwei Kanäle begrenzt.

Aufnahmen werden als Projekte organisiert und landen direkt auf der Harddisk. Seit Version 3 verwendet Audacity für die Speicherung eine einzige große Projektdatei mit der Erweiterung .aup3. Zuvor wurde für jedes Projekt ein Datei mit der Endung .aup für die Metadaten sowie ein Verzeichnis _data mit den zugehörigen Audio-Dateien angelegt.

Für das Post-Processing bringt Audacity Filter (zur Restaurierung von Aufnahmen) und Effekte mit, wobei über die Schnittstellen LADSPA und VST Effekt-Plugins eingeschleift werden können. Eigenen Effekte können mit Nyquist programmiert werden.

Zur Reduzierung von konstanten Störgeräuschen stellt Audacity im Effekt-Menü eine Rausch-Verminderung zur Verfügung. Dazu wählt man in einer Aufnahme ein, zwei Sekunden mit Rauschen aus und wendet anschließend dieses Sample auf die gesamte Aufnahme (oder auf einen Teil davon) an.

Der recht altbackene Look von Audacity wurde mit Version 2.2. durch drei neue Themes („Light“, „Dark“, „High Contrast“) aufgewertet. Zudem kann Audacity seither auch MIDI-Dateien wiedergeben – unter Linux ist für die Tonerzeugung allerdings noch ein Software-Synthesizer notwendig.

Seit Version 3 hat Audacity mehr oder weniger stilschweigend eine neue Datenschutzerklärung erhalten, die es der Muse Group als neuen Eigentümern erlaubt, Telemetrie-Daten zu sammeln und diese an Google und Yandex weiterzugeben. Nach heftigen Protesten aus der Community ruderte die Muse Group zum Teil zurück. Daten werden nicht mehr weitergegeben und nur noch zur Fehlerbehebung und Aktualitätsprüfung verwendet. Diese Übermittlung kann man in den Einstellungen abschalten.

Dokumentation

Die (nur englischsprachige) Dokumentation von Audacity ist umfangreich und immer up-to-date. Das ist keine Selbstverständlichkeit bei Open-Source-Projekten. Weitere Ressourcen finden sich im Audacity Wiki. Es existiert eine deutschsprachige Website audacity.de, die jedoch nicht mit dem Audacity-Projekt assoziiert ist und sehr stark mit Werbung zugepflastert ist.

Speicherort und Backups

Mit dem neuen .aup3-Format ist der Austausch von Projektdateien einfacher geworden, weil man eben nur noch eine Datei sichern und/oder weitergeben muss. Die Entwickler argumentieren außerdem damit, dass im alten Speicher-Format viele Anwender ihre Projekte durch Löschen oder Verschieben einzelner Projektdateien zerstört hätten. Backups lassen sich direkt aus dem Programm über File > Save Project > Backup Project durchführen.

Audacity installieren

Audacity befindet sich in Ubuntus Universe Repository, allerdings noch nicht in der neuen 3er-Version:

sudo apt install audacity

Dies installiert auch alle Abhängigkeiten einschließlich der Bibliotheken für die Audio-(De-) Kodierung; unter anderem werden Lame für MP3 und FFMpeg bzw. libavcodec für diverse proprietäre Codecs genutzt.

Aktuelle Version von Audacity erhält man als Snap oder Flatpack. Die Installation als Snap funktioniert in Ubuntu direkt von der Kommandozeile:

sudo snap install audacity:alsa

Da Snaps vom übrigen System abgeschottet sind, muss man Audacity bei Sound-Problemen die Erlaubnis geben, auf das ALSA-Soundsystem zuzugreifen:

sudo snap connect audacity:alsa

Alternativen

KDE bringt mit KWave einen einfachen Sound-Editor mit. Gnome hat – abgesehen vom primitiven Sound Recorder – nichts zu bieten. Für professionelle Zwecke einer Digital Audio Workstation (DAW) ist Ardour bei Open-Source-Software seit Jahren erste Wahl.