Wine

Logo für Wine

Wine ist ein Emulator, um Windows-Programme unter Linux laufen zu lassen. Richtig? Falsch: Wine ist kein Emulator („Wine“ steht für „Wine is not an emulator“), sondern eine Kompatibilitätsschicht, um auf unixoiden Systemen wie Linux oder OS-X Windows-Programme auszuführen.

Im Idealfall heißt das: Wer Windows-Programme wie Microsoft Office oder Adobe Photoshop besitzt, kann diese mit Hilfe von Wine direkt auf seinem Linux-Desktop starten. In der Praxis gelingt das oft jedoch nicht. Eine Anwendungs-Datenbank verrät, welche Chancen man hat und welche Probleme zu erwarten sind. Eine Faustregel lautet: Je neuer das Programm, umso schlechter die Aussichten.

Es gibt aber eine nennenswerte Ausnahme: Spiele!

Gaming unter Linux, eine Erfolgsstory

Die Einführung des Steam Decks hat viel für das Gaming unter Linux getan; vor allem Dank Valve, der Firma hinter der Gaming-Plattform Steam. Das Steam Deck, eine besondere Art von Spielkonsole, wird nicht etwa mit Windows, sondern mit Linux ausgeliefert: SteamOS basiert auf Arch Linux (frühere Version noch auf Debian).

Um Windows-Spiele unter Linux zu starten, nutzt SteamOS Proton, eine Software, die wiederum auf einer aufgebohrten Version von Wine aufsetzt. Außerdem nutzt Proton weitere Komponenten wie DXVK, um DirectX-Aufrufe für Vulkan zu übersetzen. Vulkan ist eine Plattform-übergreifende API für 3D-Grafik und der Nachfolger von OpenGL.

Mögen auch all diese Verbesserungen Linux im Allgemeinen und sicher auch der Entwicklung von Wine zugutekommen – sie haben leider nichts daran geändert, dass weder aktuelle Versionen von Office 365 noch der Adobe Creative Suite unter Linux laufen.

Helfer und GUIs

Generell hilfreich ist das einfache, aber zweckmäßige Installations-Werkzeug Winetricks. Es richtet Programme ein und lädt fehlende Bibliotheken herunter. So kann man manch bockige Windows-Anwendung doch noch zum Start überreden.

Die komfortabelste Möglichkeit, Windows-Programme mit Hilfe von Wine unter Linux auszuführen, nennt sich Bottles und ist eine Gnome-Anwendung. Sie wird mit vorkonfigurierten Umgebungen für Spiele und Anwendungen geliefert (sowie mit einer hochgradig anpassbaren Umgebung für Experten). Während die Installation eines Windows-Programms zu starten so einfach ist wie eine Umgebung auszuwählen und dann über den Button „Run excutable“ die .exe-Datei anzuklicken, ist das Ergebnis das gleiche wie bei der Verwendung von Wine oder Winetricks. Entweder es funktioniert oder nicht. Mit anderen Worten: Bottles ist ein nett gemachte Benutzeroberfläche, aber Wunder vollbringen kann Wein in diesen Flaschen auch nicht.

Für einige Programme bietet Bottles übrigens eine Ein-Klick-Installation über den Button „Install programs“ an. Schaut man die Liste durch, handelt es sich jedoch fast ausschließlich – und wenig überraschend – um Spiele. Auf diese Weise kann man auch einfach die Clients von Spiele-Herstellern wie Steam, Epic oder Ubisoft installieren.

Nicht länger empfehlen ist PlayOnLinux, eine ältere GUI für Wine, weil diese Anwendung zur Installation, Konfiguration und Deinstallation von Windows-Programmen nicht mehr aktualisiert wird. Trotzdem mag sie noch nützlich sein. Denn mit Hilfe von Präfixen lassen sich Programme auch unterschiedlichen Wine-Versionen zuordnen – um etwa Spiele, die in der einen Version nicht (mehr) funktionieren, in der anderen ausführen. PlayOnLinux ist – anders als der Name vermuten lässt – nicht nur auf Spiele ausgerichtet.

Installation von Wine

Wine ist leicht installierbar aus den Ubuntu-Paketquellen:

sudo apt install wine

Die neuste Version wird aber direkt auf der Homepage des Wine-Projekts angeboten – samt eigener Paketquelle, deren Nutzung sich empfiehlt:

wget https://dl.winehq.org/wine-builds/Release.key
sudo apt-key add Release.key
sudo apt-add-repository 'https://dl.winehq.org/wine-builds/ubuntu/'

Bottles wird von seinen Entwicklern als Flatpack verteilt und lässt sich von Flathub herunterladen.

Je nach Vorliebe lassen sich alternativ installieren:

sudo apt install winetricks
sudo apt install playonlinux

Alternativen

Wine kann zu einer echten Frickelei werden, selbst wenn man in die Wine-Trickkiste greift oder sich die Abfüllung aus Bottles holt. Es ist auch eine kommerzielle Version von Wine unter dem Namen Crossover erhältlich, die von vornherein mehrere populäre Windows-Programme ausführen kann und Hersteller-Support hat. Trotzdem sollte man prüfen, ob eine Virtualisierung (beispielsweise mit VirtualBox) nicht die bessere Option ist. Allerdings benötigt man dazu eine eigene Windows-Lizenz – für Wine nicht.